OAl-GS Sicherheitstraining am Idrosee

OLA-GS Sicherheitstraining am Idrosee 2025

Erneut hatten wir OAL-GSler uns ein eigenes Sicherheitstraining organisiert, diesmal am Idrosee. Am Anreisetag traf sich die Gruppe mittags zum Kennenlernen. Die Organisation war top: WhatsApp-Gruppe eingerichtet, Infos verteilt, Shuttle bereit.

Das Trainer-Team bestand aus erfahrenen Sky-Performance-Coaches der Flugschule Freiflug. Einer gab Anweisungen vom Boot, der andere unterstützte am Startplatz. Shuttle- und Video-Team sorgten für schnelle Auffahrten und präzise Aufnahmen.

Geflogen wurde alles: Steilspiralen, beschleunigte Klapper, Spins, Stalls, Spin-to-Heli. Die Trainer begleiteten per Funk, gaben klare Ansagen und bauten Vertrauen auf. Bald wagten sich viele an Manöver, die zuvor undenkbar schienen.

Dann folgten Videoanalyse und Theorie – praxisnah und nie trocken. Auch der mentale Aspekt kam nicht zu kurz: Umgang mit Angst, Stress und Konzentration wurde gezielt trainiert.

Abends standen freiwillige Flüge an – mit Funk oder einfach zum Genießen. Einige warfen testweise den Retter, andere unfreiwillig: Bei kritischer Spirale und zu wenig Höhe blieb keine Wahl.

Am Ende hieß es Abschied nehmen – aber mit Kontakten im Gepäck und neuen Fähigkeiten im Kopf. Der fliegerische Werkzeugkasten der Teilnehmer ist jetzt deutlich voller. Wir freuen uns bereits auf die nächste gemeinsame OAl-GS Aktivität!


Erste Hilfe für Gleitschirmpiloten – Update

Ersthelfer Karten

Slowenien, Landeplatz Kobarid im Juni 2025. Es ist heiß und thermisch. Vor mir schießt ein anderer Pilot quer ins Landefeld. Er landet liegend – und bewegt sich nicht. Ich rufe andere Piloten zur Hilfe, gurte mich ab, wir laufen zu ihm. Er ist nicht ansprechbar, zuckt unkontrolliert. Notfall! Spätestens jetzt wünsche ich mir, dass der 1. Hilfekurs speziell für Gleitschirmpiloten, den wir als Verein durchgeführt hatten, nicht schon so lange zurück liegt. Denn ich bin nicht 100% sicher, wie ich am besten vorgehe.

Hier kommt mein Update aus dem Kurs:

1. Allgemeine Grundlagen der Ersten Hilfe

Die Kernbotschaft der Ersten Hilfe ist, „schnell, beherzt, notfalls energisch“ zu handeln und keine Angst vor Fehlern zu haben, da jede Verzögerung die Überlebenschancen verschlechtert.

1.1 Eigenschutz und Gefahrensicherung

Bevor jegliche Hilfe geleistet wird, muss der Eigenschutz gewährleistet sein. Sichert die Gefahrenstelle ab (Fremd- und Eigenschutz). Bei Gleitschirmunfällen bedeutet dies u.a., auch den eigenen Schirm zusammenzuraffen.

1.2 Notruf 112

Der Notruf sollte so früh wie möglich abgesetzt werden, idealerweise durch eine zweite Person, während die Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. In allen europäischen Ländern funktioniert die 112.

Die 5-W-Fragen für den Notruf:

  • Was? (Ist passiert)
  • Wo? (Ort des Geschehens)
  • Wieviele? (Betroffene Personen)
  • Wer? (Name des Anrufers)
  • Warten (Auf Rückfragen der Leitstelle)

Zusätzlich relevant für Gleitschirmflieger-Unfälle:

  • Besteht Absturzgefahr?
  • Welche Höhe?
  • Welcher Flugberg?
  • Flugrichtung?
  • Abstand zum Boden?
  • Schirmfarbe?

GPS-Koordinaten angeben (Handy-Funktionen zur GPS-Abrufung sollten im Vorfeld bekannt sein oder spezielle Apps wie „SOS EU ALP“ genutzt werden, die GPS-Daten direkt übermitteln können). 

1.3 Bewusstseins- und Atmungsprüfung

Der Ersthelfer sollte die Person laut ansprechen und vorsichtig an den Schultern schütteln. Wenn keine Reaktion erfolgt, muss die Atmung geprüft werden. Dies geschieht, indem man sich für 10 Sekunden über den Piloten beugt, den Kopf überstreckt und die Atmung per Gehör, Gefühl am Ohr und Beobachtung der Brust wahrnimmt. Es ist wichtig, „Schnappatmung“ nicht als normale Atmung zu verwechseln. Im Zweifel ist immer so zu handeln, als sei die Atmung nicht normal.

2. Lebensrettende Sofortmaßnahmen

2.1 Reanimation (Herz-Lungen-Wiederbelebung)

Wenn der Pilot nicht atmet, muss sofort mit der Reanimation begonnen werden. Frequenz und Rhythmus: „100 – 120 Impulse pro Minute“. Dies entspricht Liedern wie „Staying alive”, „Highway to hell“ oder „Don’t stop me now“.

Zyklus: 30x Herzdruckmassage, gefolgt von 2x Beatmung.

Herzdruckmassage: Die Hände werden im untersten Drittel des Brustkorbes aufgelegt. „Drücken, drücken, drücken“ ist entscheidend, da es den noch vorhandenen Sauerstoff ins Blut pumpt. Es erfordert viel Kraft, daher sollte man sich alle 2 Minuten (oder nach ca. 4 Zyklen) mit anderen Helfern abwechseln.

Beatmung: Nach 30 Herzdruckmassagen müssen die Atemwege freigemacht werden (Kopf nach hinten neigen, Kinn anheben). Es sind zwei Beatmungen durchzuführen, entweder Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase. Falls die Beatmung aus irgendeinem Grund nicht klappt, sollte zumindest die Herzdruckmassage fortgesetzt werden.

Defibrillator (AED): Falls verfügbar, einen Defibrillator zu holen. Die „Defi App“ des DRK listet solche Stellen auf.

2.2 Stabile Seitenlage

Wenn der Pilot atmet, aber bewusstlos ist, sollte er in die stabile Seitenlage gedreht werden.

3. Spezifische Szenarien bei Gleitschirmunfällen

3.1 Pilot reagiert

  • Regel Nr. 1: So wenig wie möglich bewegen.
  • Ansprechen, dass der Kopf nicht bewegt werden soll.
  • Helm anlassen, außer bei Bewusstlosigkeit.
  • Kopf fixieren!
  • Handlungen immer ankündigen.
  • Gut zureden.
  • Fragen nach Name, Vorerkrankungen, Medikamenten, Angehörigen stellen (für Rettungsdienst).
  • Keine Schmerzmittel o.ä. geben.
  • Wärmeerhalt!
  • Ggf. Schatten spenden oder Sichtschutz mit dem Schirm bilden.

Helm abnehmen bei Bewusstlosigkeit: Am besten zu zweit, einer stützt den Kopf, der andere nimmt den Helm in „Sägezahntechnik“ herunter.

3.2 Hängetrauma

Ein Hängetrauma tritt auf, wenn man im Baum hängt und die Blutzirkulation unterbrochen wird, was nach 20-30 Minuten zu Multiorganversagen führen kann.

  • Lösung: Ins Sitzen kommen, am Ast mit Beinen abstützen.
  • Ausrüstung: Eine griffbereite Schlinge (z.B. Dyneema Bandschlinge) mitführen, um die Lage zu ändern, sich an Ästen hochzuziehen oder sich am Baum zu sichern. Die Schlinge ermöglicht auch, darin zu stehen.
  • Muskelbewegung: Wenn das nicht funktioniert, Muskeln so viel wie möglich bewegen, um die Zirkulation zu erhalten.
  • Aufmerksamkeit: Eine Pfeife ist hilfreich, um auf sich aufmerksam zu machen.

3.3 Blutung stoppen (Druckverband)

  • Verband 2x wickeln.
  • Ein Päckchen oder Ähnliches als Druckpolster auflegen.
  • Eng, aber nicht zu fest wickeln.
  • Links/rechts schräg wickeln.
  • Bei Platzwunden am Kopf: ohne Druck wickeln.
  • Bei starken Blutungen am Arm oder der Hand direkten Druck auf die Wunde ausüben. 

4. Rechtliche Aspekte und Schutz des Ersthelfers

In Deutschland sind Ersthelfer grundsätzlich vor zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen geschützt.  Das Gesetz verlangt kein perfektes Vorgehen, sondern „nach bestem Wissen und Gewissen“ zu handeln. Die unterlassene Hilfeleistung ist hingegen strafbar.

OAL-GS XC Adventure in Bassano

OAL-GS XC Bassano 2025

Abenteuer, Planung, Ungewissheit, ein bisschen Glück, tolle Erlebnisse und viele Kilometer mit dem Gleitschirm – das ist XC-Adventure. Dieses Jahr? Ganz anders als geplant.

Der ursprüngliche Plan: einfach das bewährte Adventure von 2024 wiederholen. Doch das Wetter machte nicht mit. Also: Plan B – Bassano. Viele kennen es, und wir wurden nicht enttäuscht.

Vier Bassano-Neulinge wurden eingewiesen und neue Absaufpremieren, ganz schön weit weg, wurden durch die Hilfsbereitschaft auch mal zu einer längeren Rückfahrt kurzfristig untereinander organisiert. Denn auch Absaufen gehört zum Streckenfliegen. Auch unter nicht so perfekten Bedingungen, konnte man dort supergut fliegen und sich an der Hausstrecke oder an große Flüge heranwagen. Die großen Flüge blieben uns zwar verwehrt, dennoch wurde geflogen, und zwar richtig lang bis zu 6 oder gar sage und schreibe 9 Stunden. Man konnte an Flugtechnik, der nötigen Geduld beim Streckenfliegen feilen und letztlich Flüge zwischen 20 und knapp 70 km am Berg und im Flachland erfliegen. 

Die Hike and Fly Enthusiasten, Thermik-Kurbler und die XC-Interessierten kamen somit nicht zu kurz. Jeder Tag wurde genutzt, manchmal auch zweimal. Auch die Bäuche wurden abends im Antica Abbazia, Molinetto usw. mit dem Typischen italienischem Flair zufriedengestellt. Als krönenden Abschluss machten wir als Gruppe abends noch die Altstadt in Bassano unsicher, tranken an der berühmten Brücke Ponte Vecchio einen oder auch zwei klassische Nardini Mezzo e Mezzo. 

Jeder hatte seine kleinen oder großen Highlights, und so freuen wir uns bereits auf den nächsten gemeinsamen Ausflug!

Schwungvolle Jahreshauptversammlung am 1.2.25

Jahreshauptversammlung OAL-GS 2025

Viele engagierte Teilnehmer begannen die Saison 2025 im Clublokal Alter Wirt in Buchung

Begrüßung & Einführung

Vorständin Miriam Edelmann eröffnete die Sitzung und begrüßte die 39 anwesenden Mitglieder. Kassenprüfer Robert Drechsler berichtete über den Kassenbestand zum 31.12.2024. Wegen der DHV-Beitragserhöhung wurde eine Anpassung der Erstmitgliedsbeiträge beschlossen.

Rückblick und Ausblick

Miriam berichtete über das Vereinsjahr 2024 mit vielen gemeinsamen Events. Besonders freuen uns die 80 Eintritte bei nur 17 Austritten. 
Der Verein belegte Platz 3 in der 1. Bundesliga, das Ziel für 2025 ist mindestens Rang 2. 😉

Geplant sind noch dazu XC-Camps, eine Bassano-Ausfahrt zum Bundesliga-Start, Wetterservice ab März 2025, ein gemeinsames Sicherheitstraining am Idrosee und eine Slowenien- sowie Dolomiten-Ausfahrt. Das Sommerfest für Mitglieder findet am 12.07.2025 im Brauhaus Schwangau statt.

Wer mag, tritt der neuen OAL-GS Live-Tracking-Gruppe mit der App puretrack.io an.

Fazit

Es war eine engagierte, lustige, informative Jahreshauptversammlung mit vielen Ideen und Redebeiträgen. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!

Rückblick: Themenstammtisch mit Wetterfrosch Andi Friesinger

Themenstammtisch mit Wetterfrosch Andi Friesinger

Andi Friesinger, Freelance-Ingenieur für Produktentwicklung, fliegt seit 2016, primär XC. Da das Wetter ihm auch nach einigen Jahren intensiver Fliegerei immer noch Kopfzerbrechen bereitet, hat er kurzentschlossen ein Meteorologiestudium hinten drangehängt.

„Welcher Pilotentyp seid ihr“? war die Einstiegsfrage von Andi ans 45-köpfigem Auditorium. Vom lokalen Abgleitpiloten bis zur streckenhungrigen XC-Maschine saß alles im Gasthaus. „Wie fällen wir unsere Flugentscheidung?“ war die zweite. Fazit: Oft verlassen sich die Piloten auf die Einschätzung anderer.

Warum ist das ein Problem, sich auf andere zu verlassen? Weil das Wetterbriefing unser Safety Tool ist. Es ist wichtig, dass wir den Flugwunsch vom Wetter trennen und dass der Pilot entscheidet, ob das vorherrschende Wetter zu seinen Skills passt!


Andi erläuterte die typische europäischen Großwetterlage. Isobaren, Hochs und Tiefs, wie diese sich über den Wind ausgleichen und wie die unterschiedlichen Fronten funktionieren. Nach der Warmfront kommt der Warmsektor, der noch fliegbar sein kann. Aber – Obacht! Die Kaltfront mit ihrer Böenwalze kann mit bis zu 70km/h gleich hinter dem Warmsektor kommen; die Zeitdauer ist hierbei abhängig von der Größe des Winkels zwischen den beiden Fronten sowie der Entwicklungsgeschwindigkeit.

Holt die Kaltfront die Warmfront komplett ein, haben wir es – O-Ton Andi: „Mit der Bitch aller Fronten zu tun“, der Okklusion. Man weiß oft nicht genau was sie macht und ob sie eher Kalt oder Warmfrontcharakter hat. 

Die nächste Umfrage lautete „Bis wieviel Hektopascal Druckdifferenz geht ihr noch fliegen“? Die Fliegergemeinschaft war sich einig: bis 4 Hektopascal passt das schon. Daher wurde die Differenzdruck in den Fokus genommen und diskutiert. Wann hat es Föhn? Wo misst man den Differenzdruck für welches Fluggebiet? Was bedeutet Föhndurchbruch, wie tief kommt der Föhnwind herunter? Wird der Durchbruch nur am Boden gefährlich? Nein natürlich nicht, alles dazwischen ist gefährlich. Föhn ist tricky und wenn er einen beim Fliegen erwischt, kann es sehr unschön werden. Wer keine lokalen Kenntnisse hat, sollte doppelte Vorsicht walten lassen, weil man eben nicht weiß, wie hoch oder wie tief es pfeift.
Anhand von XC Therm wurde gezeigt, wo man Föhnschneisen gut erkennen kann. 
Weitere Erkenntnisse zu Wind:

  • Wenn in den über der Höhe verteilten Schichten ein großer Unterschied an Windgeschwindigkeiten herrscht (Windscherungen), entsteht daraus Turbulenz.
  • Die Abwinde von Thermiken können auch den starken Wind höherer Schichten nach unten saugen, auch dies führt zu Turbulenzen.

Was brauchen wir noch zum Fliegen? Richtig, da war ja noch was: Thermik. Wo können wir Thermikprognosen in Erfahrung bringen und welcher Anbieter verwendet welches Terrain-Modell für seine Vorhersagen? Prinzipiell sind die hinterlegten Modelle noch sehr grob, die Alpen sind lediglich als eine Glocke hinterlegt. Es gibt jedoch Tools, die haben für gewisse Bereiche eine getuntes/detaillierteres Terrain und von daher auch eine bessere Thermikprognose.


Wie sollte nun also unsere Wettercheckliste aussehen, bevor wir zum Fliegen gehen?

  1. Großwetterlage checken: Habe ich es aktuell oder bald mit einer Front zu tun? Und somit mit Wolken oder gar Regen
  2. Wind prüfen: Richtung, Abstand der Isobaren, Obacht hier wird nur der Bodenwind gezeigt. Also auch Wind am Startplatz und in der Höhe checken.
  3. Thermikprognose anschauen: In welchem Gebiet werde ich fliegen, welches Tool kann mir hier die beste Prognose liefern.
  4. Einen Textwetterbericht lesen: Da in diesem oft Details und Zusammenhänge beschrieben sind, die teilweise in Karten für Laien schwierig zu lesen sind. Beispiele hier sind Austro Control oder die 3 Tages Prognose vom DWD

Zu guter Letzt wurden die Vorhersage-Modelle angerissen: Nehme ich das Modell

  • ECMWF (European Centre for Medium-range Weather Forecast) oder
  • ICON-D2 (Icosahedral non‐hydrostatic)des DWD?

ECMWFs Aufgabe sind Wettervorhersagen, die mit bis zu 14 Tagen in die Zukunft reichen. Also ein sehr grobes Modell, welches sich eignet, um mittelfristige Großwetterlagen zu beschreiben. ICON-D2 ist ein Modell mit einem sehr kleinen Raster, welches gewählt werden sollte, wenn man an einer Punktvorhersage für ein bis zwei Tagen in der Zukunft interessiert ist.  

Ein sehr fundiertes und kurzweiliges Seminar nahm nach ca. vier Stunden sein Ende mit vielen interessanten Aspekten, neuen Erkenntnissen und den finalen Fragen der mit neuem Wetterinput gefüllten Pilot*innen, die von Andi gerne auch noch beantwortet wurden.
Die Ostallgäuer Gleitschirmflieger*innen sagen DANKE lieber Andi Friesinger, das war eine tolle Veranstaltung!

Andis empfohlene Wetterlinks für unseren Bereich findet ihr mit Klick auf diesen Link.

Gute Flüge wünscht der OAL-GS e.V.